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VON URQUELLEN ALLER ECHTEN KUNST UND

 

DER ALL-VERBINDUNG DES VEREINSAMTEN MENSCHEN

 

 Martin Scherber

 

Wissenschaft (Denken) und Kunst (Erleben) gehen heute getrennte Wege, weil der einzelne Mensch die Vereinigung dieser beiden Tätigkeiten noch nicht vollziehen kann: erlebendes Denken - denkendes Erleben.

 

Unser Denken befaßt sich zunächst mit der Außenwelt, der Natur. Da­durch entsteht Naturwissenschaft und ihre Anwendung in Technik usw. Es verweben sich dabei Denken und Natur, wobei Denken nur eine unter­geordnete Rolle spielt, selbst aber weder erlebt, erkannt, noch als Objekt entdeckt wird. Daraus resultiert das Unbefriedigende aller Naturwissenschaft in bezug auf unser Innenleben (Erkenntnisgrenzen), denn das Denken ist eben im wahrsten Sinne unsere ureigenste Innentätigkeit.

 

Wer dieses Unbefriedigende überwinden will, muß versuchen, das Denken – die eigentliche Tätigkeit unseres Ich – rein für sich zu erleben, nicht verwoben mit der Außenwelt oder deren Reminiszenzen. Wenn das gelingt, wird das Denken erlebt als das bisher vollkommen Unbekannte; es wird seiner wahren Wesenheit nach erst entdeckt; es wird dabei immer umfassender, qualitativer, reicher erlebt – erlebt wie eine neu entdeckte Welt; denn es wird jetzt erstmals willentlich bewußt voll­zogen von unserem Ich und zugleich erlebt (gefühlt). Wir überschauen exakt, wie wir als ganzer Innenmensch (denkend, fühlend und wollend) uns befreit haben aus organischen Bindungen, in jener Welt uns befin­den, die wir so leichthin “Welt des Denkens“ nennen, ohne sie vorher wahrhaft kennengelernt zu haben; wir erleben erkennend, erkennen erlebend – vollständig wach und beherrscht – , daß wir nun das Innerste der sogenannten Außenwelt geworden sind, wobei unser Leib ebenfalls zu einem Stück Außenwelt geworden ist. Das Innerste der Welt, die Schaffensmächte – das Göttliche – wird so ohne alle Phantasterei in mathematischer Klarheit erlebt.

 

Alle Theorien über das Innere der Materie fallen in sich zusammen; denn selbst wenn Atome im Äußeren gedacht werden können – eine Sym­phonie z.B. besteht auch aus einzelnen Tönen (Atomen) – ‚ besagt das gar nichts über das Innere, dessentwillen sie da sind, und welches sie ordnete.

 

Wenn aus diesem erkennenden Erleben, erlebenden Erkennen Kunstwerke entstehen, dann sind das Zeugnisse aus der wirklichen, neu errunge­nen Innenwelt; Schöpfungen, die dann auch andere Menschen dahin füh­ren können und dadurch ein wahrhaft menschenwürdiges Dasein begrün­den.

 

Nur so entgehen wir jenen in unserer Zeit immer stärker hervortreten­den Verirrungen im Kulturschaffen:

        der Konstruktion (Sensation)

        der Sentimentalität (Verlogenheit)

        der Animalisierung (Entfesselung der Triebe).

 

 

(Erschienen bei Heinz Bosannek, Nürnberg 1973 im Anhang der Partitur der Sinfonie No. 2 in f-moll durch Martin Scherber, Seite 277 ; Text steht unter GNU Free Documentation License 1.2; siehe Impressum) 

 

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