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Martin Scherber (1907-74)

 

D e r   T o d   a l s   F r e u n d
 
Es war einmal ein Mann, dem war das Dasein eine Last. Ihm trat auf seiner Erdenwanderung ein Wesen in den Weg, welches sprach: „Du dauerst mich! Komm, ich will dein Gott sein!“ ‚Niemals! Du machst Menschen reich, du machst Menschen arm; lässt Unschuldige leiden, lässt Schuldige prassen. Heb dich hinweg!’
 
Darauf trat ein anderes Wesen ihm in den Weg: „Hör! Folge mir! Alles, was du begehrst, soll dein sein. Ich bin der Teufel!“ ‚Du verführst, du betrügst; täuschest ein Paradies vor und führst hinein in Höllen. Such dir deinesgleichen!’
 
Da begann es zu nachten. Ein anderes Wesen stand da vor seinem Weg. „Erschau vor dir den Tod! Alle Menschen sind vor mir gleich. Der Reiche muß mir folgen, der Arme muß mir folgen. Komm mit, du sollst belohnt sein“ ‚So ist es! Ob reich, ob arm: alles muß dir folgen – ohne es zu wollen. Ich will dir folgen – es sei mein eigener Wille!’
 
Von der Zeit an hatte der Mann den Tod immer im Auge. -
 
Eines Tages gestand ihm der Tod, dass er keine Macht mehr über ihn habe. Danach zeigte er ihm seine Wunderreiche, die unendlich alles Vergängliche überstrahlen. Dann ließ er ihn die Lebenslichter aller Menschen sehen. Zuletzt nannte der Tod geheimnishehr seine beiden wahren Namen.
 
Dafür wollte nun der Tod ein Versprechen von dem Mann: er sollte nichts von diesen Geheimnissen anderen Menschen kundtun. Das aber war für ihn gleichbedeutend mit Vernichtung, denn durch Umgang mit dem Tod erwachte erst die wahre Liebe zu den Menschen.
 
Allein – seine Furchtlosigkeit vor dem Tod hat auf wundersame Weise die Menschen zu Bewunderern der unvergänglichen Reiche des Todes gemacht.
 
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